Oldenburger Internetseiten: Datenschutz, Barrierefreiheit und Elon Musk

Wie steht's eigenlich um das Oldenburger Internet und was ist eigentlich das „Oldenburger Internet“?

Das Oldenburger Internet sind nach unserer Definition Internetseiten, die eindeutig der Stadt Oldenburg zuordenbar sind.

Will man nämlich eine Aussage über den Stand der Dinge vor Ort treffen, muss man zuvor eine Datenrecherche betreiben, die etwas komplizierter ist: Das Internet nach Oldenburg durchsuchen, um eben dieses Oldenburger Internet zu ermitteln.

Wie das geht, ist so eigenwillig, dass es vermutlich niemand anders wissen muss. Wie ersparen euch also eine langweilige Beschreibung dieser Methode. Das Ergebnis sind ungefähr 3.000 Internetseiten, um die es hier geht. All diese Seiten verfügen über ein Impressum, dass auf eine Adresse in Oldenburg verweist.

Barrierefreiheit

Barrierefreie Internetseiten sind für den öffentlichen Bereich schon längst Pflicht (BGG/BITV 2.0). Ende Juni dieses Jahres wird dies ebenfalls für Online-Shops (BFSG) gelten.

Wir verzichten an dieser Stelle auf die rechtlichen Grundlagen und behandeln lediglich unser Ergebnis.

Beim Atlas digitale Barrierefreiheit hat die Stadt selbst, zusammen mit Salzgitter und Wolfsburg, zumindest auf Bundeslandebene, gut abgeschnitten. Allerdings hat der Atlas die Kriterien eher einfach gesteckt.

Mehr zum Atlas Digitale Barrierefreiheit gibt es bei Netzpolitik, in diesem Beitrag von Casey Kreer.

Bewerten wir mit gleichen Kriterien kommen 30% der Oldenburger Internetseiten auf ein „gutes Ergebnis“ in Sachen Barrierefreiheit (ein Lighthouse Score von 90 Prozent und höher).

70% der Oldenburger Internetseiten erfüllen also nur einen Teil der Anforderungen.

Wie eingangs erwähnt, sind Internetseiten des öffentlichen Bereichs (ausgenommen Schulen/Kitas) allerdings in der Pflicht.

Betrachtet man lediglich diese, ist das Ergebnis leider unterirdisch. Gerade Oldenburger Kammern und Innungen erfüllen die Anforderung, die seit vielen Jahren gelten, nicht.

Ein Bereich, den wir leider nicht betrachtet haben, der aber durchaus Betrachtung verdient, sind „Apps“, also mobile Applikationen. Auch diese müssen für öffentliche Stellen barrierefrei gestaltet sein, wahrscheinlich ein Grund, warum es so wenige Apps gibt.

Datenschutz

Wo fangen wir an? Cookie- bzw. Consent-Banner? Daten, das Recht auf Vergessenwerden, die in die USA gesendet werden?

Fangen wir einfach an und belasse es dabei: Fast die Hälfte der bewerteten Seiten verzichtet darauf, auch nur einen Cookie ohne Zustimmung zu setzen. Heißt im Umkehrschluss, dass die andere Hälfte mindestens 1 Cookie ohne Zustimmung setzt.

Häufig sind dies die technisch notwendigen Cookies, also die, die es eigentlich gar nicht gibt, aber das ist ein anderes Thema.

Gehen wir einmal davon aus, dass technisch notwendige Cookies im Regelfall nur noch für die Anzeige eines Cookie Banners benötigt werden. In diesem Fall sollte eine Internetseite mit 3 Cookies auskommen.

Mehr als 3 Cookies werden von fast 500 Internetseiten ungefragt gesetzt. Manche Seiten setzen sogar mehr als 20 Cookies, ebenfalls ungefragt. Das hat mit technisch notwendig ganz offensichtlich nichts mehr zu tun.

Ähnlich enttäuschend verhält es sich mit Daten, die in die USA gesendet werden, ebenfalls ungefragt, also ohne Zustimmung. China ist übrigens auch dabei: 6 mal. TikTok freuts.

Daten in die USA senden, je nach Ziel, also Facebook, Google oder Diensten wie TypeKit, ungefähr 100 Seiten - ohne jegliche Zustimmung, einfach so, pauschal.

An dieser Stelle also die ausdrückliche Empfehlung, einen Browser zu verwenden, der von Haus aus „Tracker“ und „3rd Party Requests“ unterbindet oder Browser Add-Ons/Extensions, die diesen Job übernehmen.

Elon Musk's Twitter/X

Knapp 130 Internetseiten verlinken weiterhin auf Twitter/X. Zum Vergleich: Auf Instagram verlinken fast 900.

Jetzt könnte man annehmen, dass viele bereits zu Mastodon oder BlueSky gewechselt sind: Nein. Seiten, die auf ihren BlueSky- oder Mastodon-Account verlinken gibt es kaum. Lediglich 5 in Summe.

Drei Oldenburger Parteien setzen weiterhin auf Twitter/X und somit Elon Musk: Grüne, FDP und Die Linke …

Was noch?

Verschlüsselung (SSL, also https: in der Browser-Adresszeile) ist für viele, aktive Internetseiten scheinbar nebensächlich. Fast 50 verfügen über kein SSL/https.

Desweiteren scheint andere es nicht zu interessieren, dass ihr längst nicht mehr existiender Betrieb weiterhin Hosting- und Domainkosten verursacht. Ein Beispiel ist die Seite des Florian Grand Cafés: Seit fast 4 Jahren geschlossen, ja selbst der Nachfolgebetrieb ist dort nun nicht mehr aktiv. Wer möchte, kann sich aber weiterhin auf einen Job dort bewerben.

Fazit

Eigenwillige Auswertungen dieser Art machen andere nicht. Wir können also nicht mal eben eine andere Stadt zum Vergleich neben unsere Daten legen.

Fakt ist, dass viele Oldenburger Internetseiten sich weder um die Daten ihrer BesucherInnen scheren und vielen auch nicht daran liegt, dass Menschen mit Behinderungen das Angebot uneingeschränkt, ohne Barrieren, nutzen können.

Woran liegt's? Barrierefreiheit ist kein technisches Problem, nicht schwer umsetzbar. Barrierefreiheit hat viel mit Pflege zu tun und erfordert Mehraufwand.

Datenschutz und die DSGVO hingegen sind in Teilen rechtlich unterschiedlich auslegbar und Betreiber, wie auch Digital-Agenturen, wählen hier häufig den einfachen Weg.

Eine DSGVO-Konformität lässt sich von außen auch nicht komplett bewerten. Wie wirklich mit Nutzerdaten umgegangen wird, erfährt man meistens erst, wenn Daten geleakt, also illegal veröffentlicht werden oder wenn man als Betroffene(r) sich darum kümmern muss, dass die eigenen Daten gelöscht werden.

Die Daten

Transparent wäre es nun, die zugrundliegenden Daten zu veröffentlichen. Machen wir nicht. Warum nicht?

Über 3.000 lokale Internetseiten entsprechen deutlich mehr als 3.000 lokalen, Oldenburger E-Mail Adressen. Wer also zielgerichtete Werbung oder zielgerichtet Spam/Scam oder ähnlichen Unfug betreiben möchte, den werden wir nicht auch noch füttern.

Wer ein berichtigtes Interesse an den Daten hat, kann sich gerne bei uns melden.